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Heavenly Bodies

Über das Spiel Heavenly Bodies habe ich vor dessen Erscheinen weder etwas gelesen noch habe ich davon irgendetwas gehört. Jetzt, zum Jahresende und nach dem ersten Durchgang, ist es nicht nur genau mein Ding, sondern auch dicht dran, mein Spiel des Jahres zu werden. Was nun folgt, ist kein normales Texthäppchen sondern eine Ode an ein Spiel, von dem ich gar nicht wusste, wie sehr ich es mir ersehnt habe.

Die Prämisse passt: Mit einem Astronauten muss ich in völliger Schwerelosigkeit auf einer Raumstation verschiedene Aufgaben erledigen. Dazu kann ich mit den beiden Sticks des Controllers die jeweiligen Arme bewegen. Mit einem Paar der Schultertasten kann ich außerdem zugreifen, um etwas in die Hände zu nehmen oder mich festzuhalten. Mit dem anderen Paar ziehe ich das jeweilige Bein an. Das ist alles. Und die Grundlage für das perfekte Chaos. Ähnlich wie schon bei Octodad, ergibt das selten eine präzise Steuerung sondern viel wirres Gefuchtel mit Armen und Beinen.

Nach einigen Minuten habe ich mich aber für die Schmetterlingsmethode entschieden und bewege mich fortan durch die Gänge, in dem ich beide Arme ausstrecke und schwungvoll in Richtung Hüften ziehe. Irgendwie funktioniert es. Irgendwie auch nicht. Die Aktionen verbal mit diversen Lauten zu untermalen hilft auch ungemein. Dass das nicht in ätzendem Frust ersäuft, liegt vor allem an der zweidimensionalen Umgebung und der übersichtlichen Vogelperspektive. Die macht es gleich ein Drittel unkomplizierter, als es zum Beispiel bei Octodad oder dem Surgeon Simulator der Fall ist. Außerdem verzichtet das Spiel gänzlich auf jede Art von Druck. Ich habe ewig Zeit, die Aufgaben zu lösen, und nicht selten dauern Missionen anfangs bis zu einer Stunde. Wer trotzdem einen gewissen Ansporn braucht, kann optional den Speedrun Timer hinzuschalten und ich freue mich schon auf die entsprechenden Videos dazu.

Ich brauche den Druck nicht und habe jede Minute der acht Stunden, die ich in diesem Spiel bisher verbracht habe, sehr genossen. Weil die vielen Ideen einfach zu toll sind. Jede der sieben Missionen verlangt andere Tätigkeiten und den Umgang mit unterschiedlichsten Werkzeugen. Ein Anleitungshefter skizziert dabei die Methoden und listet der Reihe nach nötige Arbeitsschritte auf. Von Reparaturen und Montagen, über Mineralienabbau bis hin zu Botanik wird viel Abwechslung geboten.

Dass ich ab und zu trotzdem etwas resigniert den Controller habe in den Schoß sinken lassen und dazu laut aufgestöhnt habe, passt zum Setting. Manchmal hilft es, den Kollegen im Raum einfach etwas herumtreiben zu lassen, um nach kurzer Pause und entspannten Nerven einen erneuten Versuch zu wagen. Sehr lustig und nach meiner Erfahrung nicht selten, sind die Momente in denen die Dinge einfach zufällig klappen. Wenn ich an einem Schlauch ziehe und dessen Düse dann direkt in meiner anderen Hand landet. Wenn ich mich irgendwo falsch abstoße, aber dennoch optimal zum Stehen komme. Wenn ich im Vorbeifliegen aus Versehen am richtigen Hebel ziehe. All das wirkt in diesen Moment unglaublich cool und macht klar, welches Potential hier für Spieler steckt, die gewillt sind es wirklich perfektionieren zu wollen.

Für den Wiederspielwert hält jede Mission drei optionale Herausforderungen parat: Eine gewisse Zeit zu unterbieten, im realistischeren Newton Modus zu spielen und eine weitere kleine Aufgabe, die auf die jeweilige Mission bezogen ist. Ich freue mich hier schon auf den zweiten Durchgang, obwohl ich nicht weiß, ob mir der Newton Modus nicht doch eine Ecke zu frustig ist. Wer gar keine Lust auf Hampeleien hat, kann das Spiel auch mit einer einfachen Steuerung spielen. Hier geht dann aber wahrscheinlich doch einiges an Flair verloren. Wer lieber zu zweit arbeitet, kann das lokal auf dem Sofa tun, was zu weniger Platz und noch mehr wunderbarem Chaos führt, bei entsprechend gutem Teamplay aber auch sehr gut funktionieren kann.

Wenn ich mir etwas wünschen könnte, wären es neue Aufgaben in den vorhanden Umgebungen. Ich würde so gerne noch viel mehr in diesem Spiel machen können und auch dafür bezahlen, denn mit 15 Euro ist dieses großartige Spiel auch noch am unteren Ende des Preisspektrums angesiedelt. Es ist einfach in jeder Hinsicht perfekt.

Ja, ich finde es sehr gut.​

#spiel