Jason und Ryan
Jason Statham sitzt schweigend, die Hände in den Schoß gehängt, in seiner Lieblings-Bar in Downtown Los Angeles an der Ecke einer langen Theke und starrt leicht gebückt auf seine Whiskey Cola. Es wirkt, als zähle er die vielen kleinen Blubberbläschen die da links und rechts an diesem einen Eiswürfel in seinem Glas aufsteigen. Gegenüber an der Ecke sitzt Ryan Gosling, ebenfalls schweigend, und blickt mit so etwas wie einem Mona Lisa-Lächeln auf einen unter der Decke befestigten Fernseher. Es läuft die Wiederholung einer Folge von „Glee“. Dort wird offenbar gesungen, aber zu hören ist nichts. Der Fernseher ist zugunsten eines Radios, das bereits seit Stunden unermüdlich lebhaften Jazz ausspuckt, auf stumm geschaltet. So wie Ryan und Jason. Letzterer wollte sich eigentlich mit diesem Keanu Reeves treffen, um ein für alle mal alle Streitigkeiten um „John Wick“ zu beseitigen. Aber seine Managerin hat da wohl irgendwas verwechselt und jetzt sitzt er hier mit Gosling und kommt mit ihm partout nicht auf einen Nenner, um auch nur ansatzweise so etwas wie eine Konversation entstehen zu lassen. Die Besitzerin der Bar erscheint hinter selbiger, eine Zigarette lässig im Mundwinkel verankert, greift zur Fernbedienung und schaltet „Glee“ weg. Ryan Gosling blickt sich zu ihr um und macht das „Drive“-Gesicht. Als auf dem alten Röhrenfernseher unter der Decke aber die Musical-Folge aus „Scrubs“ läuft, ist das Mona Lisa-Lächeln wieder da. Er unterbricht die Bemühungen seine Lederhandschuhe anzuziehen. Auch die Wirtin freut sich und lächelt leicht. Sogar der Jazz scheint zu frohlocken. Jason Statham dagegen wirkt, als wäre er nochmal gut vier bis fünf Zentimeter weiter in sich zusammengesunken. Er kommt jetzt fast mit den Lippen an den Strohhalm seines Getränks und sieht dabei ziemlich erbärmlich aus. Seine Managerin hat gesagt, er solle das nicht tun, aber im Moment geht es halt nicht anders. Wie konnte es so weit kommen? Liam Neeson ist schuld! Wenn der nicht wieder irgendwo irgendwelche Verwandte aus den Klauen irgendeines Mafia-Mobs befreien müsste, würde er sich jetzt schön mit ihm betrinken. Auch schweigend aber immerhin einvernehmlich und glücklich. Jason Statham holt tief Luft und stöhnt laut. Ryan Gosling schaut ihn an und kippt dabei den Kopf leicht nach links. Statham kneift die Augen zusammen und stellt sich einen Grapefruit-Löffel und die furchtbaren Dinge, die er damit anstellen könnte, vor. Die Wirtin schnippt ihre bis zum Filter aufgerauchte Zigarette irgendwo unter die Theke ins Nichts und schaltet erneut den Fernseher um. Es läuft die Musical-Folge von „Buffy“. Die Mona Lisa lächelt nach kurzer Unterbrechung wieder. Jason Statham, der daraufhin den Strohhalm seines Drinks erreicht hat, schlürft ausgiebig daran und trinkt ihn laut und in einem Zug aus. Mit einer Hand greift er danach in die Innentasche seiner Lederjacke und zieht einen Zehn-Dollar-Schein aus dem offiziellen „Fast & Furious“-Business-Portemonnaie heraus. Er richtet sich auf, wirft die Geldnote lässig neben das leere Glas auf die Theke, nickt bedächtig zu niemanden bestimmtes zum Abschied und verlässt zügig das Lokal. Ryan Gosling blickt ihm schweigend hinterher und kippt dabei immer wieder leicht mit dem Kopf wie ein Wellensittich. Die Wirtin zündet sich eine Zigarette an und richtet die Fernbedienung ein weiteres Mal auf den Fernseher. Es läuft eine Episode aus „How I Met Your Mother“, in der sich Barney Stinson gerade tanzend um eine Straßenlaterne schwingt und offenbar singt. Ryan Gosling lächelt ... vielleicht.
Draußen auf der Straße, im geschäftigen, mittäglichen Treiben der Downtown Los Angeles steht Jason Statham vor einem Pantomimen, der ihn geknickt anschaut. Er zieht ein weiteres mal eine Zehn-Dollar-Note aus seinem Portemonnaie und wirft sie dem Künstler in den Hut. Dieser stellt daraufhin pantomimisch und höchst akkurat in knapp unter einer Minute den Plot der ersten drei „Transporter“-Filme nach. Den vierten lässt er sicherheitshalber aus. Jason Statham ist glücklich ... vielleicht.