(ミ꒡ᆽ꒡ミ)

Mumbai ist nur einmal im Jahr

Während sorglose Menschen möglicherweise gerade den einen oder anderen Virus nach Malle exportieren, habe ich meinen ersten Urlaub im Jahr ganz vorbildlich als Agent 47 in Mumbai im Videospiel Hitman 3 verbracht. Dort habe ich circa 30 Stunden lang derart bösartig gewütet, dass ich jetzt ganz bestimmt nicht mehr in den Himmel komme, würde ich denn an einen glauben.

Das Mumbai Level stammt ursprünglich schon aus Hitman 2, wurde aber mit dem ganzen Rest in Teil Drei integriert und ist, neben Berlin, mein absoluter Lieblingsschauplatz im Spiel. Alles an diesem virtuellen Ausschnitt der Supermetropole ist großartig: Die Menschenmengen in den Slums, der gut bewachte Hochhausrohbau und der stillgelegte Güterbahnhof. Drei abwechslungsreiche Orte, die sehr viele Möglichkeiten bieten, böse Menschen auf deren Wiedergeburt vorzubereiten. Und zwar in einer Atmosphäre, die ich einfach ganz großartig finde.

Nach dreißig Stunden kenne ich mich endlich auch gut genug aus, um genau zu wissen, was wo passiert und was ich wo finden kann. Das war anfangs natürlich nicht so. Und ehrlich gesagt, waren die Tage in Mumbai auch ein Experiment, ob es mir überhaupt gelingen könnte, alle Herausforderungen und alle Bonusmissionen zu erledigen. Denn Hitmans Inhalt definiert sich über diese Dinge und mitunter wirkt das recht überdimensioniert. Die Herausforderungen reichen von bestimmten Vorgehensweisen, über Sammelaufgaben bis hin zu kleinen Erzählungsbögen innerhalb der Level, die es nachzuspielen gilt. Nebenbei gibt es noch Auszeichnungen für das eigene Vorgehen, wie etwa die Mission ohne Verkleidung erledigen oder ohne ein einziges Mal entdeckt zu werden. Mumbai hat in Hitman 3 über 100 solcher Punkte. Über 100!

Trotz meiner anfänglichen Skepsis habe ich sie alle abgehakt und dabei Dinge getan, auf die ich nicht stolz bin. Etwa der arme Basil, der zwar ein fieses Arschloch war, es aber sicherlich trotzdem nicht verdient hat, dass ich ihn für eine Herausforderung erst bewusstlos geschlagen und dann zweimal ins Bein geschossen habe, weil der Sprengsatz allein keine Wirkung zeigte. Als auch das nicht geholfen hatte, hielt ich es für eine gute Idee, den gesamten Apartmentkomplex zu räumen, nur um ihn dann in aller Ruhe ziemlich übel zugerichtet am Bein über den Flur in eine Küche zu ziehen, wo ich ihn mit einer Gasflasche endgültig in die Luft sprengen konnte. Oh Mann.

Oder der arme Kashmerian, ein stilvoll gekleideter Konkurrent im Geschäft mit dem käuflichen Tod anderer, den ich so oft heimtückisch und hinterrücks erschossen, K.O. geschlagen, vom Balkon gestoßen oder ein Bügeleisen ins Gesicht geworfen habe, dass es schon nicht mehr feierlich war.

Von den ganzen unschuldigen NPCs, die dummerweise zur falschen Zeit am falschen Ort zum Beispiel über scheinbar längst stillgelegte Schienen liefen mal ganz abgesehen. Das Leben in Mumbai ist gefährlich, wenn die Spieler Urlaub haben. Aber wie heißt es doch so schön: Mumbai ist nur einmal im Jahr, 47.

#spiel