Olli Olli World
Der dritte Teil der Olli Olli Reihe legt im Vergleich zu den Vorgängern noch eine Dimension drauf und schafft es, den Titel weit zugänglicher für neue Spieler zu machen. Zumindest, bis in den letzten beiden Welten alles wieder beim Alten zu sein scheint und Skateboards, hoffentlich anstelle von Controllern, im Affekt zerbrochen werden.
Wenn ich ehrlich bin, hielt ich den hohen Schwierigkeitsgrad der Serie schon immer für ein bisschen fehl am Platz. Digitales Skaten ist für mich etwas gemütliches, wo ich zu guter Musik versuche, in einen Flow zu kommen und dann mit dem einen oder anderen tollen Trick rausgehe. Und genau das wäre auch bei Olli Olli World meiner Meinung nach völlig ausreichend. Der Fokus sollte hier nicht darauf liegen, die Strecken überhaupt zu beenden, sondern sie sehr gut und mit möglichst hoher Punktzahl abzuschließen. Dafür komme ich gerne auf ein Level zurück, bis ich es irgendwann gemeistert habe.
Wenn ich aber schon zig Versuche brauche, um überhaupt das Ziel zu sehen, falle ich schnell in die Routine, das Spiel einfach nur noch schaffen zu wollen und habe nicht mehr den Anspruch, es wirklich gut zu schaffen. Genau das erfahre ich gerade bei Olli Olli World. Im den ersten Welten hab ich noch versucht, wirklich alle Herausforderungen jeder Strecke zu erfüllen und diese dafür immer wieder geübt. Ab Gebiet Vier hab ich bloß noch zähneknirschend ums nackte Überleben gekämpft. Glücklicherweise kann ich jetzt Checkpoints aktivieren und das aktuelle Level von dort weiterspielen, wenn ich wieder einmal gestürzt bin, aber damit fällt direkt eine gesetzte Herausforderung weg: Das Level ohne Checkpoint zu schaffen.
Eine weitere Neuerung, die den Schwierigkeitsgrad weiter auflockert, ist die Tatsache, dass perfekte Landungen jetzt optional geworden sind. War es in Teil Eins und Zwei noch zwingend notwendig im richtigen Moment vor der Landung eine Taste zu drücken, um einen Trick zu stehen (Hallo!?) und nicht umzufallen, wirkt sich eine perfekte Landung in World glücklicherweise primär nur noch auf die Punktzahl aus.
Auch, wenn dieses Texthäppchen eingangs sehr negativ klingt, habe ich sehr viel Spaß mit Olli Ollie World gehabt und spiele es tatsächlich auch immer noch. Denn auch wenn ich Pixelgrafik sehr mag, ist die 3D-Optik dieses Teils einfach ein Traum und passt sehr gut zum Thema. Der Editor zur Gestaltung meiner Figur hat einen tollen Stil und das Repertoire an Klamotten, Decks, Achsen und Rollen wächst mit jeder gemeisterten Herausforderung zu einer stattlichen Sammlung an.
Hinzukommt eine, selbst auf der betagten Switch, exzellente Performance, die zusammen mit der bewährten Trickmechanik, die über den linken Stick gesteuert wird während ich mit der A-Taste Schwung gebe, das Skategefühl perfekt rüberbringt. Es macht mir großen Spaß zu chilliger Elektromusik durch die bunten, over the top gestalteten Comicwelten zu fahren, beeindruckende Tricks lediglich mit einer Stickdrehung zu machen und am Ende eine für mich persönlich halbwegs gute Punktzahl errungen zu haben.
Es macht mir nicht so viel Spaß, wenn ich in den letzten Welten pixelgenau auf Rails landen oder exakt im richtigen Moment einen Absprung an eine Wand schaffen muss, damit mir zweihundert Meter später nicht das letzte Quäntchen Schwung fehlt und ich ins Nichts falle. Dank der Checkpoints ist das Spiel trotzdem auch für Spieler wie mich, die eine sehr niedrige Frustgrenze aufweisen, irgendwann zu schaffen.
Olli Olli World ist für mich trotz allem das Skateboardspiel schlecht hin. Und wer Lust hat sich auch auf die harten Level einzulassen und hart trainiert, wird auch diese irgendwann meistern. Das passt ja dann auch wieder gut zum Sport.