Sakuna: Of Rice and Ruin
Muramasa: The Demon Blade, das schönste aller Hack and Slay Spiele für PlayStation Vita und Wii, gibt es nach wie vor weder auf der PlayStation 3, 4 oder 5. Das ist doof. Was sich vielleicht auch Entwickler Edelweiss gedacht hat, denn er hat sich entschieden, die Dinge einfach selbst in die Hand zu nehmen. Das Ergebnis ist Sakuna: Of Rice and Ruin und es ist durch die Bank großartig und genau das, was ich aktuell gesucht habe. Es vereint zweidimensionale Prügeleien mit einer dreidimensionalen Farmsimulation, und so seltsam das auch klingen mag, dieser Spagat gelingt dem Spiel perfekt. Als Göttin Sakuna im Exil bestelle ich hier also nicht nur mein Feld, um eine möglichst gute Reisernte zu erlangen. Ich ziehe fürs Kontrastprogramm auch quer durchs Land und erledige anthropomorphe Tierdämonen für Materialen, Zutaten und Erfahrungspunkte. Willkommen in Yanato, einer magischen Version Japans im frühen Mittelalter.
Während mir auf dieser Insel die Farm als Schauplatz für die friedlichen Aktivitäten wie Landwirtschaft, Essen und Schlafen dient, stellt jeder weitere Wegpunkt auf der Landkarte ein Actionlevel dar. Hier gibt es ein- oder mehrteilige Gebiete mit jeweils einer Reihe unterschiedlichster Kampfherausforderungen, die einmal erledigt dafür sorgen, dass die Erzählung voranschreitet und neue Wegpunkte freigeschaltet werden. Der Trick ist hier, jeden Tag so gut wie möglich auszunutzen, denn Reis wächst nicht zu jeder Jahreszeit und Gegner sind nachts, wenn die Sonne untergegangen ist, um ein vielfaches stärker.
Damit ich als Sakuna auch eine echte Chance habe die Herausforderungen zu meistern, kann ich nicht nur mit der Zeit ihre Fähigkeiten stärken, ich kann ihr auch neue Waffen schmieden oder bessere Kleidung schneidern lassen. Eine fast schon unüberschaubare Menge an magischen Spezialattacken sorgt außerdem für die nötige Überlegenheit im offenen Konflikt. Zentrales Element in Sakunas Kampfsystem ist ihr göttlicher Schal, den ich über die Schultertaste an Wände oder Gegner schleudere, um mich dann dorthin zu ziehen. So entstehen bereits nach kurzer Einspielzeit spektakulär akrobatische Aktionen, die den gesamten Bildschirm befriedigend in ein Effektgewitter verwandeln, während ich mich behände um die Dämonen herum durch die Luft schwinge, sie mit Luftcombos eindecke oder mich direkt selbst als Projektil einsetze. Bei welchem anderen Spiel kann ich denn einem Bären einen verdutzen Keiler Volley ins Gesicht donnern? Genau.
Aus dem angebauten Reis und den sonst noch eingesammelten Zutaten kann zusätzlich noch ein leckeres Abendessen mit möglichen Attributverbesserungen für den Folgetag angerichtet werden, wenn bestimmte Gegner auf den ersten Blick erst einmal zu stark wirken. Hier versteht das Spiel sehr gut, mir als Spieler näher zu bringen, wie wichtig guter Reis ist. Es vermittelt mir ebenso gut, was es heißt die Nächte dafür durchzuarbeiten, weil ich unbedingt noch das Feld bestellen will, bevor der Frühling kommt. Und nebenbei lerne ich auch noch viel über das Handwerk rund um den Reisanbau an sich. Neue Werkzeuge und Fähigkeiten sorgen in regelmäßigen Abständen dafür, dass mir das Farmleben voller Pflichten trotz allem nicht zum Hals raushängt und weiterhin Spaß macht.
Egal, ob nun bei der Farmarbeit in Form diverser Minispiele oder beim Austeilen deftiger Combos mit Einhand-, Zweihand- oder magischen Waffen: Technisch ist Sakuna, ich spiele es auf der PlayStation 5, stets voll auf der Höhe. Selbst auf der mittlerweile arg betagten Switch scheint das Spiel wohl in den Prügelabschnitten sauber zu laufen. Da verstand jemand sein Handwerk. Die Masse an immer wieder neuen tollen Ideen, die Detailverliebtheit der wunderschönen Grafik, die technische Finesse und eine unglaublich angenehme Toleranz beim Schwierigkeitsgrad machen Sakuna zu meinem diesjährigen Überraschungshit.
Ich hielt Sakuna vom ersten Trailer an für ein kleines Spiel für zwischendurch, ist es doch primär das Werk von lediglich vier Menschen. Was hier allerdings mit einer Spiellänge um die 30 Stunden an Qualität, vergleichbar mit einem Epos wie Ôkami geboten wird, ist schon eine kleine Sensation. Und Reis sehe ich jetzt auch noch mit ganz anderen Augen, was ein sehr guter Nebeneffekt ist. Wenn ihr ein Spiel für die vielleicht ruhigeren ersten Tage im neuen Jahr sucht, dann empfehle ich ganz klar Sakuna: Of Rice and Ruin.