Sifu
Die Sifu Tests der letzten Tage fangen in der Regel mit dem Hinweis an, dass man nur bis Level Drei gekommen ist, aber trotzdem was über den Titel schreiben möchte. Dem kann ich mich genau so anschließen. Aber wenn man mal überlegt, wie kurz Sifu erst am Start ist und dass es nur fünf Level hat, ist doch beim eigenen Vermögen vielleicht noch Luft nach oben.
So oder so: Sifu ist das beste Kung-fu Spiel seit uns Jet Li mit seinem Antlitz auf der PlayStation 2 im Spiel Rise to Honor beglückt hat. Das macht zum einen die Optik, die genau richtig reduziert und mit perfekt choreografierten Animationen wunderschön die beim Martial Arts Film so wichtige Kinetik rüberbringt. Zum anderen spielt sich Sifu genau so, wie sich ein bockschweres Prügelspiel spielen muss: Geschmeidig, mit einem fühlbaren Flow.
Genreübliche Dreierkombos und Stick/Tasten-Kombinationen entlocken den ProtagonistInnen blitzschnelle Fausthiebe, Tritte und Fußfeger, die mein altes Neo-Geo und SEGA AM2 Herz sofort schneller schlagen lassen. Angeschlagene Gegner können mit Finishern erledigt werden, die schön inszeniert wiederum meine alte Liebe für Kung-fu Filme frisch entfacht, während Regentropfen mit leichten Vibrationen vom DualSense Controller der PlayStation 5 auf meine Hände prasseln. Technisch und audiovisuell ist Sifu eine knallharte Handkante.
Aber wie eingangs bereits erwähnt ist es auch bockschwer. Richtig bockschwer. Der Clou, dass ich mit jedem KO ein paar Jahre älter werde, bis ich jenseits der 70 irgendwann das Handtuch schmeißen muss, hat seine Tücken: Ältere und somit erfahrenere Kämpfer machen zwar mehr Schaden, halten aber auch immer weniger aus. Hinzu kommt, dass ich nach dem Game Over zwar immer wieder direkt im zuletzt erreichten Level anfangen darf, dieses aber in dem Alter und der Verfassung tun muss, mit der ich dort in meinem besten Versuch hingekommen bin. Und so wird das Unterfangen eben gleich viel schwieriger, wenn ich zwar endlich bis Level Drei gekommen bin, dort aber immer wieder mit 68 Jahren anfangen muss und der Rücken schon bedrohlich knarzt. Es gilt also, die Runs immer wieder von Anfang an zu starten, um möglichst jung in den späteren Leveln anzukommen.
Dafür gibt es auch Techniken, die mir das Leben einfacher machen und die mit dem Einsatz von Erfahrungspunkten permanent freigeschaltet werden können. Andere wichtige Verbesserungen sind allerdings weiterhin nur temporär über den Zeitraum eines Runs zu erlangen. Auch hier gilt es, bei neuen Durchgängen genau zu planen, was ich an meinen Kämpfern ausbaue.
Klingt fies, ist es auch. An dieser Stelle noch ein drittes Aber: Es macht halt richtig viel Spaß und weil die ersten beiden Level mit einem Lagerhaus und einem Club genau die richtigen Szenarios für eine saftige Prügelei liefern, ist es auch erst einmal gar nicht so wild, wenn ihr dort nicht drüber hinauskommt. Sifu kann auch einfach als Prügelsnack für eine ordentliche Abreibung zwischendurch gespielt werden. Easy to learn yet hard to master haben sie damals in der Spielhalle gesagt und sich dann tot gelacht, wenn sie deine Yie Ar Kung-Fu Highscore gesehen haben. Macht nichts. Ich bleibe dran, beschwöre meine innere Uma Thurman herauf und glaube fest daran, dass ich irgendwann Bill oder Sean oder wie auch immer der Endboss heißt, besiegen werde.
Siebzigerjahre funky Gitarrenriff, ausblenden zu Schwarz.