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Sin City 2: A Dame To Kill For

Es ist eine rabenschwarze Nacht, tapp-tapp, tapp-tapp. Der Regen fällt von außen gegen das Fenster und bricht das Licht der Laternen und der flackernden Leuchtreklamen. Tapp-tapp, tappa-tapp-tapp. Mein Kopf fühlt sich an, als würde ein Güterzug mit angezogener Notbremse, aber einhundert Meilen pro Stunde hindurchfahren. Ich weiß nicht, was mich zuerst um den Verstand bringt: Die zweite Flasche vom billigen Fusel oder das stetige Tapp-Tapp des Regens an der Fensterscheibe. Tapp-tapp. Ich versuche mich abzulenken, indem ich den Fernseher einschalte. Im Rauch meiner Zigarette flimmern die schwarzweißen Bilder einer Stadt. Dieser Stadt. Ich sehe nackte Kurven von Frauen, die mich verführen wollen. Die mich ablenken sollen vom dem, was schmierige Typen, die hinter den Kulissen die schmutzigen Fäden ziehen, eine Story nennen. Ha. Ich bin schon zulange in diesem Geschäft, als dass ich mich so leicht um den Finger wickeln lasse. Puppe, spar dir dein Schauspiel, sage ich und blicke ihr tief in die grünen Augen. Es wird dir kaum etwas nützen. Niemandem nützt es. Es endet immer im Schmerz. Beißender Schmerz in Schwarz und Weiß und Rot. Tapp-tapp, tapp-tapp. Auf dem abgenutzten Holz meines Schreibtisches reflektiert das Chrom meiner Pistole das Geschehen auf dem Bildschirm. Ich spiele mit dem Gedanken Schluss zu machen. Diese Stadt ist zu viel für mich. Oder zu wenig? Ich blicke hinüber zum Schrank, dessen Holz ebenso abgenutzt ist, wie das des Schreibtisches und überlege, den sich darin befindlichen Koffer zu packen und all das hier ein für alle mal hinter mir zu lassen. Das abgenutzte Holz, die moderigen Wände, den Regen, den Alkohol. Nein, nicht den Alkohol. Soweit will ich nicht gehen. Tapp-tapp. Auch nicht den Regen, denn es regnet überall. Immer. Meine Gedanken werden abrupt unterbrochen, als sich die Tür zu meinem Büro öffnet. Die Lamellen des Rolladen klappern gegen das in der Tür eingelassene Glas. Ein kräftiger, hochgewachsener Mann, Mitte 40, betritt den Raum. Ich stutze, will zur Waffe greifen, der Alkohol aber verhindert, dass meine Hand das auch will. Der Zug in meinem Kopf nimmt Fahrt auf. Ich starre den Mann in meinem Büro an. Eine rauchige Stimme, seine rauchige Stimme, beginnt zu mir zu sprechen. Ich blicke hypnotisiert von seinen Worten in diese, seine wunderschönen Augen und vergesse. Ich vergesse den modrigen Gestank dieser Stadt. Ich vergesse die Kopfschmerzen. Ich vergesse den Regen. Kein Tapp-tapp. Und das erste Mal seit langer Zeit verirrt sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht. Alles wird gut.

A Dame To Kill For: Ein visuell immer noch beeindruckendes aber hastig hingeklatschtes, misogynes Sequel mit naiver Story aber* Josh Brolins Stimme, deren großartiger Noir-Sprech das Ganze für mich irgendwie noch rettet.*

#film #prosa