Space Crew
Lieutenant Commander Seo-Yun Doherty war ein guter Mensch.
Als Chefmechanikerin der Rosemary Harper hatte sie alle Hände voll zu tun. Ob Energie Management in der Hitze des Gefechts, Reaktorwartung bei Schwerelosigkeit, Reparaturen jeglicher Art unter Beschuss oder das einfache Bedienen eines Traktorstrahls: Jede ihrer Aufgaben hat sie sorgfältig und zur vollsten Zufriedenheit der Crew um Kapitän Larsen mit der Effizienz eines Montgomery Scotts erledigt. Sie war das Herz einer Besatzung und der Geist, der immer irgendwo durch die Gänge des Raumschiffs huschte, vorbei an Kollegen, die an die ihnen zugeteilten Stationen gebunden waren.
Doherty hätte eine Station auf der Rosemary Harper keinen Spaß gemacht. Sie liebte es, unter Zeitdruck die Lebenserhaltungssysteme zu reparieren, während der fehlende Sauerstoff ihr mit Ohnmacht drohte. Sie liebte es mit dem Feuerlöscher eine größere Katastrophe an Bord zu verhindern, während Laserfeuer links und rechts neben ihr einschlug. Es war ihr Leben und, wie sie selbst sagte, ihre Pflicht.
Als in einem Neutronensturm das Steuerbord Triebwerk ausfiel, stürzte sie sich eben genau deshalb pflichtbewusst und nur mit dem Multiwerkzeug bewaffnet sofort auf selbiges. Allerdings nicht von innen, wie ich es vermutete, sondern von außen. Dort blieb sie dann auch, als ich in der Hektik den Hyperraumsprung initiierte. Ich denke nicht, dass sie lange gelitten hat, denn einen Raumanzug hat sie in der Eile auch nicht angezogen, bevor sie das Schiff zum Reparieren des Triebwerks verließ. An was ich hier alles denken muss, ey.
Trotz dieses herben Verlusts hatte ich durchgehend viel Freude mit diesem Titel, der sich im Gegenteil zum geistigen Vorgänger Bomber Crew sehr komfortabel im Schwierigkeitsgrad personalisieren lässt. Und selbst auf der tolerantesten Stufe mit allem möglichen Stützrädern, die ich finden konnte (Ja, Bomber Crew hat mich halt sehr gefrustet), macht es trotzdem noch oder gerade deshalb Spaß, in Extremsituationen mit Multitasking schnelle Entscheidungen zu treffen und falsche wieder möglichst effektiv zu kompensieren. Oder auch nicht und trotzdem mit einem blauen Auge davonzukommen.
Und obwohl ich im Spiel nicht viel anderes machen muss, als hier die Stromverteilung zu verändern, dort mal die Richtung zu ändern und ab und an mal ein Crew-Mitglied direkt mit der Nase auf ein Problem zu stoßen, war das irgendwie genau mein Ding. Auch weil das Star Trek Setting dem Spielprinzip soviel besser steht als der zweite Weltkrieg. Space Crew ist für mich exzellentes Micro Management und es hat sich, zusammen mit der lieb gewonnen Crew, in den über zwölf Stunden Spielzeit ein sicheres Plätzchen in der Liste meiner Lieblings-Weltraumsimulationen erobert.
Allen voran Lieutenant Commander Doherty. Sie war ein guter Mensch.