Watchmen
Von HBOs Watchmen Serie habe ich vor allem wegen der Before Watchmen Comics, die bereits vor einigen Jahren das Universum um den Kult-Comic erweiterten, wenig erwartet. Was dann kam, hat mich quasi umgehauen.
Die intelligente und raffinierte Weise, mit der hier Serie und Ur-Material ohne offensichtliche Zusammenhänge verknüpft werden. Die Welt und deren Eigenheiten, die auf den ersten Blick so gar keinen Sinn zu machen scheinen. Und das schrittweise Lüften des Schleiers der Verwirrung, Folge für Folge immer nur ein Stückchen mehr. Am Ende wird ein Schuh draus und ich stelle mir den Writing Room für diese Errungenschaft wie einen dieser Crazy Person Räume in Krimis vor, wo ganz viel roter Bindfaden Fotos von einzelnen Personen und Vorkommnissen kombiniert.
Ich bin ein großer Fan von Zack Snyders Verfilmung aus dem Jahr 2009 und attestiere diesem Film, sehr gut gealtert zu sein. Ich fand es damals sehr vernünftig, das Ende des Comics für die Verfilmung weniger horrende und greifbarer ausfallen zu lassen. Wenn ich jetzt aber sehe, wie gut die Serie auf das Originalende aufsetzt und dieses schlüssig und nachvollziehbar weiterspinnt, ziehe ich es der Entscheidung der Filmemacher um Zack Snyder jederzeit vor.
Die Verlegung der Materie aus den Achtzigern und dem kalten Krieg auf die wieder aufgekeimte Bedrohung unserer Gesellschaft durch weiße Suprematisten gibt der Serie Gewicht und sorgt leider auch für so manchen Kloß im Hals. Wenn sie zum Beispiel historischer Unmenschlichkeit gestochen scharfe Bilder verleiht, die uns dann ein weiteres Mal den Glauben an die Menschheit verlieren lassen. In einer Zeit, in der einige der mächtigsten Menschen der Welt nicht mehr die nötige Distanz zur rechtsaußen gelagerter Politik wahren ist es wichtig, dass Medien dagegen Stellung beziehen und ich bin dankbar für jede Serie, die das tut.